Jahrelang hat man uns gepredigt, wie wichtig doch Wachstum ist. Ja geradezu zwingend notwendig, um den Status quo in unserer kapitalistischen Wirtschaft zu erhalten. Wachstum = Wohlstand, hat man uns gelehrt. Und jetzt, wo die negativen Folgen dieses Wachstumsparadigmas in Form von Klimawandel und Ressourcenknappheit transparent werden, jetzt ist er auf einmal böse?

Da kann man doch schon mal verwirrt sein, oder?

Planetare Grenzen

Fakt ist, dass wir mit dem „Immer-weiter-wachsen-müssen“ unseren Planeten irreparabel beschädigen und so die Grundlagen unserer eigenen Existenz gefährden.

Das zeigen uns eingängig und augenöffnend die planetaren Grenzen auf, ein Konzept des Resilienzforschers Johan Rockström. Er formuliert darin für neun wechselwirkende und vom Menschen stark beeinflusste Erdsystemprozesse sogenannte planetare Belastbarkeitsgrenzen.

Diese Grenzen definieren einen „sicheren Handlungsraum“, innerhalb dessen Entwicklung, globale Gerechtigkeit, Wohlstand und ein gutes Leben erreicht und dauerhaft gesichert werden können (DNS 2021). Wie du im Bild unten (Steffen et al. 2015) erkennen kannst, haben wir bereits vier dieser Grenzen überschritten.

Das Modell des grenzenlosen Wachstums kommt also alleine schon aufgrund der begrenzten Ressourcen unweigerlich an sein Ende.

Wachstum darf kein schmutziges Wort sein

Ok, wir haben verstanden, dass es so nicht weitergehen kann. Ein Umdenken muss her! Und nun? Wie kann eine künftige Post-Wachstums-Wirtschaft denn aussehen? Und vor allem auch funktionieren?

Zunächst einmal darf Wachstum kein schmutziges Wort sein. Wachstum ist also definitiv nicht böse. Wir sollten stattdessen unser bisheriges Verständnis des Wachstums hinterfragen und vor allem neu denken.

Unterstützung liefert hier das Konzept des Next Growth: Wachstum wird von seinem rein ökonomischen Kontext befreit und ganzheitlich verstanden.

Wenn wir Wachstum in Zukunft gesellschaftlich, menschlich und ökologisch betrachten, bedeutet Wirtschaften mehr als nur Gewinnmaximierung. Dann wandelt sich Wachstum nämlich vom Problem zur Lösung, von der sowohl Gesellschaft als auch Umwelt profitieren können.


Next Growth in der Unternehmenspraxis

Umsatz, Ertrag oder Unternehmenswert: seit Beginn der Industrialisierung ist diese Art von Wachstum das entscheidende Ziel von Unternehmen.

Warum eigentlich?

Und wer bestimmt das überhaupt?

Das Schöne an gesteckten Zielen: Sie können geändert, angepasst oder eben beibehalten werden. Du entscheidest!

Mit den folgenden Beispielen möchten wir dir Impulse und Perspektivwechsel aufzeigen, wie Wachstum auch in deinem Unternehmen neu gedacht und umgesetzt werden kann.

Sinnstiftung statt Wachstum als Unternehmensziel

Um das bisherige Verständnis von Wachstum zu hinterfragen solltest du dir zunächst einmal eine Menge an Fragen stellen. Fragen wie:

  • Müssen wir als Unternehmen überhaupt wachsen, um erfolgreich zu sein?
  • Was bedeutet denn Erfolg für uns, für alle Mitarbeiter? Immer mehr Gewinne einfahren?
  • Was wäre, wenn Geld nicht mehr Antrieb und Druckmittel gleichermaßen darstellt?
  • Wenn wir klassisches Wachstum durch mehr Sinnhaftigkeit im Unternehmensziel ersetzen?

Gehaltserhöhungen und Boni sind längst nicht mehr das Einzige, was sich Arbeitgeber für ihre Arbeit wünschen. Aus verschiedenen Studien (Fehlzeiten-Report AOK 2018) geht hervor, dass viele Mitarbeiter bereit sind, bei Geld und Status Einbußen zu machen, wenn sie ihren Job als sinnvoll erachten.

Der Wunsch, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem ökologisch und vor allem menschlich gedacht wird, ist bei vielen Menschen groß. Die Identifikation mit den Unternehmenswerten, sowie die gelebte Unternehmenskultur sind demnach wichtiger denn je.

Gutes Tun und dadurch wachsen

„Gutes für Umwelt und Gesellschaft tun ist Non-Profit-Organisationen vorbehalten!“

Bitte was?

Wer sagt das denn?

Hier ist es wohl dringend an der Zeit für einen Perspektivwechsel. Erfolgreiche Unternehmen der Zukunft verknüpfen nämlich Sinnhaftigkeit mit Geschäftswachstum, indem sie die Lösung einer sozialökologischen Herausforderung unserer Zeit zu ihrem Geschäftsmodell machen.   

Eine gesunde Art des Wachstums, in dem zum einen enorme Potenziale und Geschäftschancen liegen und von dem zum anderen Umwelt und Gesellschaft profitieren.

Innovation neu Denken

Auch unser Innovationsverständnis orientiert sich am Kapitalismus: hohe Geschwindigkeit, maximale Effizienz, immer mehr Wachstum. Innovation ist Wettbewerbspflicht mit einem klaren Fokus auf Profit und Gewinn. Ein regelrechter Hype um Agilität – je agiler, desto schneller – führt zu sehr oberflächlichen Innovationen.

Aber sind sie auch sinnvoll oder gar nützlich?

Egal, „neu“ reicht hier oft vollkommen aus.

Wer Wachstum neu denken will, muss auch das „alte“ Verständnis von Innovation hinterfragen und neu denken. Innovation muss in Zukunft komplexer gedacht werden, mit Blick auf die großen Zusammenhänge. Innovation muss eher als Prozess statt als endendes Projekt verstanden werden. Ein Prozess, der den Menschen, die Gesellschaft und die Natur in den Mittelpunkt stellt. Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit statt Profit und Gewinn um jeden Preis.

Dann bedeutet Innovation nämlich nicht nur, ein „neues“ Produkt oder eine „neue“ Technologie auf den Markt zu bringen. Innovation ist dann die bewusste Auseinandersetzung mit konkreten Problemen – gesellschaftlich und/oder ökologisch – und die Findung einer kreativen Lösung dafür.

Mit diesem Mindset lassen sich auch Geschäftsmodelle, die Unternehmenskultur sowie Formen der Kooperationen innovieren.

Auf Qualität und Design setzen

Mal Hand auf´s Herz!

Ist dir folgender Satz schon mal in deinem Unternehmen begegnet: „Unsere Produkte dürfen gar nicht so lange haltbar sein, sonst werden sie ja nicht wiedergekauft.“?

Aus Angst vor Umsatzeinbußen setzen Unternehmen deshalb lieber auf Quantität statt Qualität. Das ist nur leider eine Milchmädchenrechnung und schon gar nicht im Sinne der Nachhaltigkeit.  

Wer stattdessen auf gutes Design und langlebige, reparierbare Produkte setzt, sichert sich kontinuierliches Wachstum. Denn solche Produkte verlieren selten an Wert und verkaufen sich auch noch nach Jahren am Markt.

Ein schönes nachhaltiges Beispiel ist hier der Möbelhersteller Vitra, bei dessen Möbeln Ästhetik und funktionale Langlebigkeit im Zentrum stehen.

Nimm diese Impulse doch einfach mal in euer nächstes Teammeeting mit und stelle sie zur Diskussion. Vielleicht findet ihr daraus direkt einen neuen Ansatz für euer Unternehmen, vielleicht dauert es auch noch ein Weilchen, bis ihr euch an diesen Wandel gewöhnt habt.

Fakt ist: Wir leben in einer Zeit, welche dem Wachstum zunehmend kritisch gegenübersteht. Gerade die jüngeren Generationen wird man nur noch mit Sinnhaftigkeit überzeugen können – sowohl als Arbeitnehmer, als auch als Konsument. Unternehmen, die auch in Zukunft erfolgreich sein wollen, müssen diese Wertevorstellungen selbst leben und vorantreiben.


Du möchtest die Transformation deines Unternehmens in Richtung Nachhaltigkeit vorantreiben?

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